Ich habe zuletzt mehrfach mitten in der Nacht zum Handy gegriffen, um informiert zu sein. Beim Blick auf die Nachrichtenseiten erlebe ich jedoch letztlich das Gefühl von Ohnmacht.
Damit bin ich nicht allein, das merke ich in Gesprächen mit meinen Kolleg:innen bei PRIMAKLIMA. Wir stehen ungläubig vor den Konturen einer Welt, die wir noch nicht greifen können.
Wie können wir in dieser Lage weiter machen? Gerade diejenigen bei uns, die mit Spender:innen oder im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit kommunizieren, fragen sich, welche Art der Kommunikation nun richtig oder angemessen ist. Können wir beharrlich über „unsere“ Wälder sprechen, während die kollektive Aufmerksamkeit so sehr auf das Leid der ukrainischen Bevölkerung gerichtet ist? Ist es in Ordnung, weiterhin mit schicken Bildern auf Instagram die Klimakrise zu thematisieren, während der Krieg gerade so viel dunkler und dringender wirkt?
Wir haben für uns eine klare Antwort gefunden: Ja, wir wollen und müssen bei uns, unseren Werten und unserer Vorstellung für die Zukunft bleiben. Nur so bleiben wir selbstbestimmt und handlungsfähig. Das hat nicht zuletzt die ukrainische Delegation des Weltklimarats (IPCC) bei den Abschlussberatungen zum 6. Sachstandsbericht demonstriert. Unterbrochen von der Flucht in denLuftschutzbunker nahm die Leiterin Svitlana Krakovska per Videokonferenz teil. Sie rückte die Zusammenhänge zwischen der Klimakrise und dem Krieg in ihrem Land in den Blick und verwies auf die Dringlichkeit, als Weltgemeinschaft zu handeln. Als der Leiter der russischen Delegation, Oleg Anisimov, sich dann noch bei den ukrainischen Wissenschaftler:innen „im Namen aller Russen, die nicht imstande waren, diesen Konflikt zu verhindern“, entschuldigte, war dies ein kleiner Lichtblick der internationalen Zusammenarbeit.
Das Engagement für die Zivilgesellschaft ist gerade in Krisenzeiten unabdingbar.
Es kann zwischen dem langfristigen Schutz unserer Lebensgrundlagen und dem kurzfristigen Schutz von Leben kein Entweder-oder geben.