Nachhaltiger Klimaschutz durch hochwertige Klimaschutzprojekte im globalen Süden - ein Positionspapier

| Autor: PRIMAKLIMA PRIMAKLIMA Micro-Logo

Die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz einsetzt. Sie wurde als Initiative vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen, um Partnerschaften zwischen verschiedenen Akteuren - wie Unternehmen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und öffentlichen Einrichtungen - zu fördern und zu unterstützen. PRIMAKLIMA ist Teil der Allianz und hat an der Entstehung und Formulierung eines Positionspapiers mitgewirkt, das die Rolle privatwirtschaftlichen Engagements im Klimaschutz sowie die Notwendigkeit ganzheitlicher Klimaschutzstrategien beschreibt. Unterzeichner des Papiers sind neben PRIMAKLIMA auch Callirius, ClimatePartner, FORLIANCE, FutureCamp, KlimaManufaktur, Knauber ProKlima und myclimate.

 

Einführung

Die sozial-ökologische Transformation ist in den aktuellen Debatten prominenter denn je: Die neue EU-Richtlinie „Empowering Consumers Directive”, die Verbraucher:innen durch bessere Information vor irreführenden Praktiken schützt und so Greenwashing vorbeugen soll, aber auch die mediale Berichterstattung zu Entwicklungen auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt (Voluntary Carbon Market, VCM) bieten Anlass zur Reflexion. Das vorliegende Positionspapier beschreibt die Rolle privatwirtschaftlichen Engagements im Klimaschutz und die Notwendigkeit ganzheitlicher Klimaschutzstrategien. Es erläutert auch die Bedeutung qualitativ hochwertiger Klimaschutzprojekte als Bestandteil dieser ganzheitlichen Klimaschutzstrategien. Diese sollten auf Langfristigkeit ausgerichtet sein, um einen bestmöglichen Beitrag zur Erreichung des globalen 1,5-Grad-Zieles sowie
einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung zu leisten. Der Fokus liegt dabei auf der maximal möglichen Vermeidung und Verminderung der eigenen Treibhausgas-Emissionen. Ergänzend dazu werden für nicht vermeidbare Emissionen entsprechende Klimaschutzprojekte im globalen Süden finanziert.

Das SDG Financing Gap und die Rolle der Privatwirtschaft

Das Übereinkommen von Paris 2015 mahnt uns, die Erderwärmung auf möglichst 1,5-Grad bis Ende dieses Jahrhunderts einzudämmen, um weltweite, klimawandelbedingte Schäden für Mensch und Natur abzuwenden. Die Folgen der Klimakrise und die Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung wirken sich insbesondere in Ländern des globalen Südens aus. Dort sind marginalisierte Bevölkerungsgruppen besonders betroffen, die nur über sehr begrenzte Ressourcen verfügen, um sich an den Klimawandel anzupassen. Zugleich haben diese Länder und die dort lebenden Menschen mit Abstand am wenigsten zur Klimakrise beigetragen.

Der voranschreitende Klimawandel wirkt sich zudem auf zahlreiche miteinander verwobene Lebensaspekte aus, beispielweise Frieden und Sicherheit, Wohlstand und Gesundheit, Biodiversität und Trinkwasser, Geschlechtergleichheit und Bildungschancen. Aktuell fehlen rund 4 Billionen US-Dollar jährlich (Quelle: UNEP) in den Entwicklungs- und Schwellenländern, um die Finanzierungslücke zum Erreichen der Sustainable Development Goals (SDGs) zu schließen (Quelle: SDG Financing Gap). Die Bekämpfung der Klimakrise und das Erreichen einer global nachhaltigen Entwicklung unter Einbezug aller gesellschaftlicher Gruppen ist das Gebot der Stunde und erfordert rasches Handeln. Staatliche finanzielle Mittel allein reichen dafür nicht aus – auch der Privatwirtschaft kommt eine Schlüsselrolle in der Bereitstellung von Kapital zu. Für dieses privatwirtschaftliche Engagement gilt es,
Anreize und Rahmenbedingungen zu schaffen. Zum Thema „Finanzierungslücken für den Klimaschutz und Nachhaltigkeitsziele schließen” veröffentlichte die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima ein entsprechendes Infosheet.

Unternehmerische Verantwortung

Die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima motiviert und begleitet ihre Unterstützer:innen in der Erstellung und Umsetzung einer ambitionierten Klimaschutzstrategie, die die Vermeidung und Reduktion von Treibhausgas-Emissionen priorisiert (Infosheet). Zudem baut sie auf einer robusten Treibhausgasbilanzierung auf und unterstützt die ambitionierten Ziele gemäß des 1,5-Grad-Pfades des Übereinkommens von Paris. Entsprechende Maßnahmen zur Umsetzung helfen dabei, eine kontinuierliche Verbesserung zu praktizieren. Der 2023 veröffentlichte Synthesereport „Climate Change 2023“ des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC legte nochmals klar dar, dass die Klimakrise nur durch massive Reduktionen der weltweiten Treibhausgasemissionen zu stoppen ist und wie wichtig die Kohlenstoffentfernung (Carbon Dioxide Removals, CDR) sein wird. Dies leitet uns
in unserem Handeln.

Mit einer ganzheitlichen, auf Dekarbonisierung ausgelegten Klimaschutzstrategie tragen Unternehmen Sorge für ihre eigene Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit. Innerhalb von
ganzheitlichen Klimaschutzstrategien gibt es die Möglichkeit zur Reduktion entlang der eigenen Wertschöpfungskette und den Ausgleich noch nicht vermiedener Treibhausgasemissionen mittels Emissionsgutschriften, zukünftig mit Corresponding Adjustment. Darüber hinaus ist auch ein finanzieller Beitrag in Klimaschutzprojekte ohne die Anrechnung auf die eigene Emissionsbilanz ein gangbarer Weg außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette aktiv zu sein. Zum Unterschied von Kompensation und Klimafinanzierung informiert und berät die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima (siehe Infosheet). Eine ganzheitliche Klimaschutzstrategie knüpft an bestehende Berichtspflichten an und kann für diese verwendet werden, beispielsweise die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (engl. Corporate Social Responsibility Directive, CSRD). Die Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS, Anwendungsbestimmung 61) verdeutlichen, dass die Kompensation nicht auf die Emissionsbilanz in der Berichterstattung über die
Reduktionziele von Unternehmen anzurechnen ist, ergo ist die Kompensation keine Reduktionsmaßnahme. Das heißt, dass die Förderung von Klimaschutzprojekten im Rahmen von
Klimafinanzierung oder im Rahmen der Kompensation, Maßnahmen zu Vermeidung und Reduktion ergänzen, aber sie ersetzen diese nicht und sind daher entsprechend separat darzustellen.

Wirksamer Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung

Ziel des Einsatzes von privatwirtschaftlichem Kapital ist, die Förderung von Klimaschutz und zusätzlicher Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung in Ländern des globalen Südens. So tragen beispielsweise Aufforstung und Walderhalt zur Reduktion von Bodendegradation und dem Erhalt von Biodiversität unter dem SDG Leben an Land bei. Nachhaltige Energiesicherheit fördert unter dem SDG 7 gleichzeitig die Reduktion von Emissionen durch fossile Energieträger und trägt zur Minderung des globalen Temperaturanstiegs und einer Begrenzung der Folgen des Klimawandels bei. Ebenfalls kann im globalen Süden ein sog. „Leapfrogging“ stattfinden, d.h. der Umstieg auf klimafreundlichere Lösungen und Technologien wird beschleunigt und fossile Brennstoffe können „übersprungen“ werden. Nationale Entwicklungspläne der Gaststaaten können so durch Klimaschutzprojekte unterstützt und Bedarfe der lokalen Akteure und ihre Positionen berücksichtigt werden. Der VCM ermöglicht es, Technologien in Regionen einzuführen, in denen sie sonst kaum oder
gar nicht verfügbar wären und fördert weiterhin eine Hochskalierung erfolgreicher Ansätze. Privatwirtschaftliche Akteure können sich an der globalen nachhaltigen Transformation beteiligen und ihre globale Verantwortung wahrnehmen. Dies ist insbesondere bedeutsam, wenn sie in internationalen Lieferketten und durch Absatzmärkte in ein weltweites Geflecht eingebunden sind.

Kompensation durch Emissionsgutschriften mit Corresponding Adjustment oder Beiträge zu Klimafinanzierung (sog. „Climate Contributions") auf Grundlage hochwertiger Standards, die einerseits zur Reduktion oder Entnahme von CO2 und anderseits zur Förderung der SDGs beitragen, sind ein sinnvoller und effizienter Beitrag zur Zielerreichung der Agenda 2030 und des Pariser Abkommens, um den Zustand der Atmosphäre zu stabilisieren. Die freiwillige Klimafinanzierung unterstützt ambitionierte Projekte, die für die Gaststaaten dieser Projekte durch eigene Mittel nur schwer oder gar nicht umzusetzen wären („high-hanging fruits“). Die Mitbestimmung der Gastländer und die Teilhabe der lokalen Bevölkerung an der Projektentwicklung und -durchführung sind essenzielle Bestandteile integrer Praxis. Hochqualitative, zertifizierte Klimaschutzprojekte bieten einen messbaren und lokalen Mehrwert und berücksichtigen ökologische sowie soziale Aspekte. Dabei sind neben Projekten mit Fokus auf Vermeidung und Minderung von Emissionen insbesondere Klimaschutzprojekte zur CO2-Entnahme unterstützenswert. Die so genannten naturbasierten Lösungen (Nature-based solutions, NbS) beziehen unter anderem (Wieder-)Aufforstung ohne kommerzielle Aktivitäten, Vermeidung von Entwaldung, die Wiederherstellung von Feuchtgebieten oder nachhaltige Waldbewirtschaftung ein. Entnahme-Projekte sind durch das Übereinkommen von Paris politisch verankert (vgl. Art. 4.1) und sollen das Erreichen eines Gleichgewichts zwischen den anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen aus Quellen und dem Abbau durch Senken in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts befördern.

Qualität auf Basis von Integrität und Impact

Die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima bekennt sich gemeinsam mit ihren Partner:innen für Entwicklung und Klima zur Bedeutung von qualitativ hochwertigen Klimaschutzprojekten im globalen Süden. Begleitende Maßnahmen der Stiftung, beispielsweise wissenschaftsbasierte Analysen und Bewertungen sowie extern durchgeführte Sorgfaltsprüfungen im Bereich der Umwelt- und Sozialstandards, unterstützen die Qualitätssicherung. Dazu gehört unter anderem das Environmental and Social Management System (ESMS)-Screening der Partner:innen für Entwicklung und Klima, welche unter anderem auf Basis der Performance Standards der International Finance Cooperation durchgeführt wird. Langjährige Partnerschaften auf Augenhöhe und eine robuste Begleitung des Projektfortschritts fördern eine ganzheitliche Projektentwicklung und -umsetzung. Die Verpflichtung
zum ESMS und weiteren Leitprinzipien erklärt die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima in ihrem Infosheet.

Die Partner:innen für Entwicklung und Klima tragen für die Qualitätssicherung ihres Angebots Sorge und verpflichten sich zu Transparenz in ihren operativen Prozessen als auch zur Einbindung der Stakeholder in der Projektumsetzung. Dazu gehört ein robustes Monitoring des Projektfortschritts, entsprechende Validierungen und Verifizierungen sowie die öffentliche Berichterstattung. Unter Qualität verstehen wir die Kopplung von Integrität und Impact. Das bedeutet, dass bestimmte Qualitätskriterien (siehe Infosheet der Stiftung) für die Projekte eingehalten und die höchsten Umwelt- und Sozialstandards nachgehalten werden. Die Core Carbon Principles der Qualitätsinitiative „Integrity Council for the Voluntary Carbon Market” (ICVCM) unterstützen die Stiftung für Allianz Entwicklung und Klima und ihre Partner:innen. Wissenschaftsbasierte Organisationen wie die „Carbon Credit Quality Initiative” (CCQI) werden von der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima konsultiert und im Rahmen von Kooperationen für unabhängige Analysen einbezogen – so zum Beispiel zu
einzelnen Projekttypen, die unter anderem auf ihre Quantifizierungsmethodik, ihren Beitrag zu Netto-Null, Zusätzlichkeit, Nachhaltigkeitswirkung und andere Faktoren überprüft wurden (Factsheets). Impact bezeichnet die Entwicklungswirkung des geförderten Projekts, das nachweislich und über den Klimaschutz hinaus lokal und regional einen positiven Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung leistet. Nachhaltige Wirkung meint demnach, dass die positiven Auswirkungen eines Projekts auf die Projektbegünstigten gemäß der Ziele für nachhaltige Entwicklung auch nach Abschluss des Projekts anhalten.

Gemeinsam engagiert

Unser gemeinsames Ziel innerhalb der Allianz ist es, Unternehmen in der Erstellung und Umsetzung ihrer ganzheitlichen und auf Langfristigkeit ausgerichteten Klimaschutzstrategien zu unterstützen und privates Kapital in die wirksamsten und qualitativ hochwertigsten Projekte im globalen Süden zu lenken sowie für deren kontinuierliche Verbesserung Sorge zu tragen. Die Allianz unterstützt dabei, globale Entwicklung und Klimaschutz gemeinsam voranzubringen und langfristige Lösungen zu finden. Die Kommunikation des Engagements schafft Transparenz. Hilfestellung zum Thema Klimakommunikation bietet das Infosheet der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima. Mit unserem Handeln hinsichtlich Integrität und Impact leisten wir einen Beitrag zur Verbesserung des freiwilligen Kohlenstoffmarktes bei gleichzeitiger Wirkung auf eine nachhaltige Entwicklung und damit konkrete Verbesserungen der Lebenssituation von Menschen im globalen Süden. Wir unterstützen den Privatsektor, sich dafür zu engagieren.

Zusammen für Entwicklung und Klima.

Hier geht es zur Meldung der Stiftung.