Leider sind solche Wälder heute in Deutschland und in West-Europa eine Seltenheit, da die meisten Wälder für die Holzproduktion genutzt werden und Bäume deshalb spätestens nach 120 bis 140 Jahren gefällt werden. Viele Wälder bestehen aus wenigen unterschiedlichen oder sogar nur einer einzigen Baumart. Auf den ersten Blick wirken Monokulturen wirtschaftlich am attraktivsten, doch die Klimakrise und ihre trockenen Sommer haben gezeigt, dass diese auch sehr anfällig sind: Klimatische Veränderungen und Schädlinge setzen ihnen meist stark zu, und so verliert beispielsweise eine Fichten-Monokultur gänzlich ihre Funktion als Wald.
Um Naturwälder in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg dauerhaft zu erhalten und konventionelle Wälder zurück zur Natur zu entwickeln, haben wir mit der Michael Succow Stiftung aus Greifswald eine langfristige Partnerschaft geschlossen. Übergeordnetes Ziel der Kooperation ist es, dass die Natur in den von PRIMAKLIMA unterstützten Waldgebieten zukünftig weitestgehend unangetastet bleibt – und ihr somit Raum und Zeit gegeben wird, damit sie sich ganz nach ihren eigenen Gesetzen entfalten kann.
Die Michael Succow Stiftung wurde 1999 von Prof. Dr. Michael Succow mit den Geldern des ihm verliehenen Alternativen Nobelpreises ins Leben gerufen und setzt heute Projekte auf vier Kontinenten um. Inhaltliche Schwerpunkte sind vor allem Klimaschutz, Schutzgebiete, zukunftsfähige Landnutzung und Nachwuchsförderung. So verwaltet das Team aus über 30 Mitarbeiter:innen auch Flächen aus ehemaligem Staatseigentum in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, wovon rund 227 ha Waldfläche sind. Manche dieser Flächen sind bereits optimal entwickelt und streng geschützt. Andere Flächen müssen noch zu einem schützenswerten Zustand entwickelt werden.
Für den Schutz und die Weiterentwicklung von fünf dieser Flächen unterstützt PRIMAKLIMA die Stiftung mit einer finanziellen Absicherung auf die nächsten zehn Jahre. Dadurch wird unter anderem ermöglicht, dass die Succow Stiftung mehr Totholz in den Wäldern belassen kann, da kein Holz mehr für die Refinanzierung entnommen werden muss. So können die von Menschen verursachten Einflüsse insgesamt reduziert werden und natürliche Dynamiken einsetzen.
Zum Start der Kooperation ist ein dreiköpfiges Team von PRIMAKLIMA für einen Projektbesuch und ein erstes persönliches Kennenlernen nach Norddeutschland gereist: Unsere Vorstandsvorsitzende Dr. Henriette Lachenit hat mit unserem Team für nationale Klimaschutzprojekte, Dr. Leon Barthel und Jan Tenbrock, vier Flächen erkundet – gemeinsam mit Dr. Nina Seifert und Dana Schacht von der Succow Stiftung.
Der Projektbesuch führte die Gruppe am ersten Tag auf die Insel Rügen: Von der Südostküste mit einem großen und alten Laubholzkomplex, dem Naturschutzgebiet Goor, zum südlichsten Punkt Rügens, dem Palmer Ort – wo sich unter dem Dünenkiefernwald bereits eine Verjüngung aus heimischen Laubbäumen zeigte. Zurück auf dem Festland ging es am zweiten Tag zunächst wieder ans Wasser, in das Naturschutzgebiet Lanken, das sowohl Küstendünenwald als auch Sumpfwald beherbergt; bevor es zum Abschluss in eines der schönsten vermoorten brandenburgischen Fließtäler ging: in das Naturschutzgebiet Bollwintal.
Zurück im heimischen Köln berichtete die dreiköpfige Reise-Gruppe begeistert von sehr diversen Wäldern auf allen Flächen, die während des Besuchs erkundet wurden. Die Waldgebiete mit den eigenen Augen wahrzunehmen, die vielfältigen Arten zu beobachten und vor Ort in den persönlichen Austausch mit den Mitstreiterinnen der Succow Stiftung zu gehen – all das hat das Team spürbar und nachhaltig inspiriert. So betont auch Dr. Henriette Lachenit im Nachgang die Bedeutung dieser Zusammenarbeit für den Klimaschutz:
„Die Klimakrise und Biodiversitätskrise stellen die größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Wir freuen uns sehr mit der Succow Stiftung zusammenzuarbeiten, um den Schutz und die Entwicklung von ungestörten Wäldern zu fördern. Diese Kooperation wird dazu beitragen, den Aufbau von wilden Wäldern von morgen zu ermöglichen, die eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Doppelkrise spielen werden.“
Dr. Henriette Lachenit
Wir alle bei PRIMAKLIMA freuen uns, mit dieser Kooperation ein neues und bisher einzigartiges Projekt zum Schutz von Naturwäldern in Deutschland zu unterstützen. Da es hier explizit um das gesamte Ökosystem Wald geht, ist die Maßeinheit für Spenden bewusst nicht der einzelne Setzling, sondern die Quadratmeterzahl.
Warum? Der Quadratmeter im Wald inkludiert nicht nur einzelne Bäume, sondern auch die Böden und Luftsäulen als Lebensräume. So beherbergt ein gesunder Waldboden eine Vielzahl an Organismen, die eine unverzichtbare Rolle im Ökosystem einnehmen. Denn: Jedes Lebewesen und jedes Zahnrad im Wald ist wichtig in einer sich immer schneller ändernden Klimakrise; jeder Baustein hilft, Wälder widerstandfähiger und robuster zu machen. Mit dem Quadratmeter beschreiben wir daher alle Bestandteile des Systems.
Das alles klingt spannend und unterstützenswert? Jeder gesunde Quadratmeter Wald zählt. Hier geht es zur Spendenseite für den wilden Küstenwald auf Rügen – und hier zum vermoorten brandenburgischen Fließtal.