Nun soll in diesem Jahr ein neues Bundeswaldgesetz vorgestellt werden – so zumindest der Plan der Ampel-Regierung. Erarbeitet wird die Novelle durch das Bundesministerium für Ernährung & Landwirtschaft.
Warum dieser Schritt überfällig ist, welche Regelungen wir uns wünschen und was es mit der Initiative „Starkes Waldgesetz jetzt“ auf sich hat, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Deutscher Wald in katastrophalem Zustand
„Nur jeder fünfte Baum ist gesund“: Eine Meldung, die erst Mitte Mai für Schlagzeilen gesorgt hat. Das Bundesministerium für Ernährung & Landwirtschaft hatte zuvor den Waldzustandsbericht 2024 veröffentlicht. Cem Özdemir hielt in diesem Zuge fest, dass wir „unserem wertvollen Ökosystem eine Langzeit-Kur verschreiben“ müssten.
Seit Beginn der Waldzustandserhebungen im Jahr 1984 zeigen die Daten eine kontinuierliche Verschlechterung des Gesundheitszustands der Wälder; insbesondere durch ansteigende Kronenverlichtung, Schädlingsbefall und Witterungsextreme. Nicht allzu verwunderlich, denn die Klimakrise trifft auf Ökosysteme, die durch intensive menschliche Eingriffe längst enorm geschwächt sind.
Zusätzlich schafft das derzeitige Bundeswaldgesetz keinen verlässlichen Rahmen, diese Probleme angesichts der aktuellen Krisen hinreichend zu bewältigen und den Fortbestand der Wälder für zukünftige Generationen zu sichern. Es ist nun an der Zeit, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen – und mit einer Novellierung des Bundeswaldgesetzes eine Grundlage zu schaffen, mit der diese Fehler nicht wiederholt werden.
Ein über 40 Jahre altes Gesetz
Das aktuelle Bundeswaldgesetz stammt aus dem Jahr 1975 und ist dementsprechend stark veraltet und nicht mehr zeitgemäß. In dieser Fassung wird der Holzproduktion - im Vergleich zu allen weiteren Leistungen, die der Wald für uns Menschen erbringt (sog. Ökosystemleistungen) - ein höherer Stellenwert eingeräumt, anstatt die Funktionalität des Waldökosystems als Ganzes an erste Stelle zu stellen. Nur auf dieser Grundlage kann der Wald die vielfältigen Leistungen, die er für uns Menschen übernimmt (wie Holzproduktion, Wasserspeicherung, Luftfilterung usw.), langfristig erbringen.
Zudem berücksichtigt das Papier weder die Klimakrise noch den Verlust der Biodiversität. Es fehlen klare Vorgaben und Maßnahmen zur Anpassung der Wälder an die sich ändernden Klimabedingungen und sich häufenden Extremwetterereignisse.
Um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden, muss das Bundeswaldgesetz umfangreich überarbeitet werden. Nur so können wir unsere Wälder langfristig schützen – und ihre vielfältigen Funktionen für Klima, Biodiversität und für unsere Gesellschaft sichern.
Das muss sich grundlegend verändern
Es gibt zahlreiche Forderungen, die wir an das Bundesministerium für Ernährung & Landwirtschaft richten könnten. Wir wollen uns heute auf zwei wesentliche Forderungen konzentrieren:
Ein neues Gesetz muss den Schutz und die Stärkung des Ökosystems Wald in den Mittelpunkt stellen – und ein zeitgemäßes Waldmanagement fördern. Dazu gehört unbedingt, alle wichtigen Funktionen des Waldes zu beachten, und eben nicht nur die Holzproduktion.
Dazu gehören unter anderem die Kohlenstoffspeicherung, Luft- und Wasserfilterung oder der Hochwasserschutz. Alle Leistungen, die Wälder für das Allgemeinwohl liefern, können ebenso gefördert und honoriert werden (Inwertsetzung aller Ökosystemleistungen).
Zudem muss eine nachhaltige und naturnahe Waldwirtschaft gesetzlich verankert werden. Diese inkludiert eine Förderung standortgerechter, widerstandsfähiger Mischwälder und ein Verzicht auf großflächige Monokulturen und Kahlschläge – ggf. benötigt es Sanktionen für diese nachgewiesen schädlichen Praktiken.
Schulterschluss mit der Initiative „Starkes Waldgesetz jetzt!“
Seit Mitte Februar läuft unter Koordination des Umweltdachverbands Deutscher Naturschutzring (DNR) eine Informationskampagne der sich zahlreiche Umweltorganisationen angeschlossen haben. Dieses breite Bündnis (u.a. BUND und NABU) macht seit einigen Wochen auf die Notwendigkeit eines neuen und starken Bundeswaldgesetzes aufmerksam.
Auf unseren Social-Media-Kanälen haben wir uns längst der Forderung nach einem starken Waldgesetz angeschlossen. Mit diesem Beitrag möchten wir heute einen weiteren Beitrag für mehr Sichtbarkeit der wichtigen Forderung leisten.